In meinem Artikel 48 Stunden - das war mal gut berichtete ich quasi live darüber, wie es mir in der Schlaflosigkeit erging. In der Situation war ich noch der Meinung einen klaren Geist zu haben. Doch aus Erfahrung weiß ich, wenn ich im Nachhinein darüber nachdenke, dass das nicht der Fall war und ich mich in auf dem Weg in ein Delirium befand. Aber nichts von dem, was ich geäußert habe, würde ich revidieren. Ich habe es so geschrieben, wie ich es auch jetzt schreiben würde, nur vielleicht mit anderen Worten.
Nach fast 53 Stunden der Schlaflosigkeit fiel ich am Samstagmorgen in einen unruhigen Schlaf, der gegen 10.30 Uhr von Alltagsaktivitäten der Nachbarschaft durch hämmern, sägen und herumbrüllen beendet wurde. 3 Stunden Schlaf sind mehr als nichts, dennoch war ich wie gerädert. Mein Versuch, wieder in den Schlaf zu kommen, quittierte mein linkes Bein, welches vornehmlich der aktive Part des Beinpaares ist, mit Zucken und Muskelverkrampfungen.
Mir blieb also nichs anderes übrig, als aufzustehen und mir irgendwie die Zeit zu vertreiben. Den spontanen Gedanken an einen Spaziergang musste ich, nachdem ich kaum die Treppe nach unten laufen konnte, wieder verwerfen.
Mittlerweile nimmt auch meine Frau das Thema meiner Schlaflosigkeit wahr und akzeptiert meine Beschwerden bzw. die Unmöglichkeit, dass ich so ein normales Leben führen könnte. Sie macht sich Gedanken, wie sie helfen kann. Die mittelbare Hilfe könnte so aussehen, dass sie Kontakt zu einer chinesischen Ärztin in Willich aufnehmen will, die dort als Heilpraktikerin arbeitet und Akkupunktur anbietet. Mit Akkupunktur kann durchaus ein Erfolg erzielt werden und die Krankenkassen sind teils gewillt die Kosten dafür zu übernehmen. Insbesondere darauf bin ich gespannt. Aber unabhängig davon werde ich diesen Strohhalm versuchen zu nutzen. Ich will mich nicht weiter von Dritten abhängig machen und um Hilfe oder Geld betteln müssen. Erstickt daran, Ihr Arschlöcher im Gesundheitswesen.
Eine weitere Möglichkeit ist die Anwendung von traditioneller chinesischer Medizin. So hat meine Frau Kontakt nach China aufgenommen, um entweder die zusammengestellte Medizin zu erhalten oder aber die Inhaltsstoffe zu erfahren, die wir uns dann in Deutschland besorgen müssten (sofern legal möglich). Diese Medizin muss wie in einer Hexenküche zusammengekocht werden und soll fürchterlich schmecken. Auch das ist mir vollkommen schnuppe, denn wenn ich nichts ausprobiere, dann wird sich auch nichts ändern können. Auf die eingefahrenen Humanmediziner in Deutschland kann und will ich mich nicht mehr verlassen. Denen bin ich scheißegal, also versuche ich einiges anderes.
Diese beiden Punkte sind aber eher eine mittelfristige Lösung bzw. ein Ansatz, um mir Linderung, von Heilung spreche ich erst gar nicht, zu verschaffen. Die Medizin aus China wird, wenn sie verschickt werden kann, etliche Zeit brauchen, um nach Deutschland zu kommen. Auch Akkupunktur ist keine sofort helfende Therapie. Hier braucht es auch seine Zeit, bis sich überhaupt ein Erfolg einstellen könnte.
Auch wenn die Zeit der Schlaflosigkeit eine sehr harte Zeit ist, will ich, so ich es denn durchhalte, keine der bisherigen Medikamente mehr einnehmen. Ich habe auch so gut wie nichts mehr. Die Nebenwirkungen, die ich nicht eindeutig zuordnen kann, sind nicht so schön. Aufplatzende Haut an allen Stellen des Körpers, negative Wesensveränderung, Stimmungsschwankungen, Gewichtszunahme ohne Ende, Kopfschmerzen, verstopfte Nase, all dies möchte ich nach 16 Monaten nicht mehr ertragen. Ich muss was anderes versuchen.
Mein Plan, mich der Sauferei zuzuwenden, damit ich quasi komatös schlafen kann, verfolge ich natürlich nicht weiter. Stattdessen hat meine Frau aus Eigeninitiative in der Apotheke ein Baldrianpräparat besorgt, welches hoffentlich keine Nebenwirkungen haben wird. Eigentlich nimmt man diese Arznei am Abend ein, um besser in den Schlaf zu kommen und nervöse bzw. unruhige Zustände zu beruhigen. Ob damit auch die unruhigen Beine behandelt werden können, bleibt natürlich abzuwarten. Es besteht aber auch die Möglichkeit, diese Arznei mehrmals am Tag einzunehmen, um eben ruhig zu werden bzw. zu bleiben.
Eine Sofortmaßnahme am Samstagmittag war, dass ich sofort eine der Pillen eingenommen habe. Ich war so oder so müde, also versuchte ich in den Schlaf zu kommen. Und tatsächlich gelang mir das, auch wenn der Schlaf nicht erholsam und sehr unruhig war. Aber so konnte ich nochmals 3 Stunden schlafen und etwas Kraft tanken.
Nach dem Aufstehen, es war so gegen 16.00 Uhr, brauchte ich lange Zeit, um klar bei Verstand zu sein. Der Kopf dröhnte wie nach einem Besäufnis. Das gelang mir mit lesen sowie anschauen von Videos auf YouTube-Kanälen. Gegen 20.30 Uhr ging ich dann, nachdem ich wieder eine Pille Baldrian-Arznei genommen hatte, wieder ins Bett. Dort las ich noch ein bisschen und versuchte sodann in den Schlaf zu kommen. Erst fühlte es sich an, dass ich hellwach bleiben würde. Zum Glück stellten sich die unruhigen Beine nicht ein. Irgendwann, ich schätze so um 22.00 Uhr herum, bin ich dann eingeschlafen.
Der Schlaf wurde aber leider durch Muskelverkrampfungen im rechten Bein unterbrochen. Total matschig im Kopf schaute ich auf die Uhr. Es war 00:10 Uhr.
Nur zwei Stunden Schlaf waren mir vergönnt. Aber ich war klar genug, um nicht zu versuchen, wieder einzuschlafen, sondern ich stand auf und ging leise nach unten. Dort setze ich mich an den Computer und schaute Videos. Aber ich wurde so müde, dass ich mich auf das unbequeme Sofa legte und fast sofort in den Schlaf fiel.
Diese zweite Schlafepisode wurde dadurch unterbrochen, weil mir kalt war und das linke Beine sich meldete. Die Uhr zeigte 04:25 Uhr an. Eigentlich war es wegen der zurückgestellten Uhr schon 05:25 Uhr, somit hatte ich ca. 5 Stunden geschlafen. Ein Luxus! Auch zu diesem Zeitpunkt fühlte sich mein Kopf total matschig an. Es ging mir nicht gut, wirklich nicht. Aber ich zwang mich wieder aufzustehen. Auf sehr wackeligen Beinen ging ich in die Küche und kochte mir einen leckeren Instantkaffee. Das Hungergefühl ignorierte ich vorsichtshalber.
Den Kaffee stellte ich neben den Bildschirm des Computers. Bei YouTube suchte ich nach Krimi-Hörspielen und ließ eine Playliste einer mir noch unbekannten Serie laufen. Darüber wurde ich wieder so müde, dass ich mich schnell ein zweites Mal auf das blöde Sofa legte und direkt einschlief.
Diesen Schlaf kann ich als erholsam einstufen. Irgendwann wurde ich wach. Durch die Glasscheibe der Wohnzimmertüre konnte ich sehen, dass es draußen hell sein musste, aber ich wollte noch nicht aufstehen. Lange Zeit lag ich wach und machte mir den ein oder anderen Gedanken. Nicht nur bezogen auf meine gesundheitlichen Themen, sondern meist drehten sich meine Gedanken um mögliche Radtouren für die Zukunft und wie ich mich in Sachen Fotografie besser einarbeiten könnte. Es waren also positive Gedanken und nicht dieser trübsinnige Gedankensumpf über den Sinn und Unsinn des Lebens und des Nichtlebens. Beide Beine blieben ruhig, total ruhig.
Es muss weit mehr als ein Stunde gedauerte haben, dass ich nur so herumlag, ohne mich zu bewegen und meinen Gedanken nachhängen konnte. Irgednwann hörte ich meine Frau die Treppe herunterschleichen. Sie schaute leise ins Wohnzimmer, aber ich rührte mich nicht. Ich wollte die für mich angenehme Situation noch etwas genießen. Lange Zeit wuselte meine Frau in der Küche herum, um dann wieder nach oben zu gehen. Das war für mich der Zeitpunkt nun doch mal zu schauen, was die Uhr zeigen würde. Es war 10:29 Uhr. Wahrscheinlich konnte ich wieder ca. 3 Stunden, oder etwas mehr, schlafen. Die restliche Zeit lag ich eben einfach nur so rum, um meinen Gedanken nachzuhängen und den ein oder anderen Plan für Radtouren und Fotografie durchzuspielen.
Nun behaupte ich, dass die aktuelle Phase der Restless Legs, die vor dem vergangenen Wochenende ihren Startpunkt hatte, ausklingen wird. Zwar will ich nicht darüber nachdenken, wie die nächste Nacht wird, aber ich hoffe, dass ich gut einschlafen und ein paar Stunden erholsamen Schlaf haben kann. Inwiefern die Baldrian-Arznei einen Anteil an meinem Schlafmarathon hat, ist für mich nicht bewertbar. Nach einer ersten Episode von 70 Stunden Schlaflosigkeit und einer direkt anschließenden zweiten Episode von 53 Stunden Schlaflosigkeit, ist es auch möglich, dass mein Körper einfach nur aufgegeben hatte, sich gegen Schlaf zu wehren und ich auch geschlafen hätte, ohne Baldrian als Hilfe zu nutzen. Das ist hypothetisch und im Momemt nicht wichtig. Wichtig ist, dass ich mich besser fühle, einen klareren Kopf habe und künftig sofort aufstehen werde, wenn sich die unruhigen Beine in der Nacht oder zur Schlafenszeit zurückmelden. Vielleicht ist das ein Weg, den ich gehen kann, um wieder ins Leben zurückzukommmen und auch den Wunsch habe, zu bleiben.
Was noch auffällig ist, ist der Umstand, dass ich in meinen Schlafphasen scheinbar nicht wieder geträumt haben. Die Träume, leichte als auch echt grausige, hatten sich in den letzten Wochen vermehrt eingestellt. Auch das Aufwachen mit Angstgefühlen und fast schon Panikattacken hat sich nicht ergeben. Ob ich geträumt habe, weiß ich nicht, da ich nichts behalten habe und mich daran auch nicht erinnern kann. Traumloser Schlaf ist ein erholsamer Schlaf. Das behaupte ich zu zumindest.
Natürlich habe ich die Daten zu meinem Schlaf bzw. zur Schlaflosigkeit weiterhin dokumentiert. Die letzte Tage seit dem 17.03.2022 sind auf der nachfolgenden Grafik zu sehen.
So sieht es nicht zum ersten Mal aus. Ich würde es mir wünschen, es wird aber wohl nicht das letzte Mal gewesen sein, ohne diese Schlaflosigkeitsphasen auszukommen. Nun versuche ich aber für mich eine Strategie zu finden, die mich etwas besser durch die schlimme Periode bzw. über den Wellenkamm hinausbringen könnte. Das sich Wehren und einfach im Bett liegen bleiben ist wohl kontraproduktiv. Ich muss es schaffen, einfach aufzustehen, auch wenn der Drang liegen zu bleiben, groß ist. Es steckt ja immerhin dahinter, dass ich tagsüber meinen Verpflichtungen nachkommen als auch meiner Arbeit nachgehen muss. Ohne Schlaf ist diese kaum möglich. Ich muss mich zwingen aufzustehen, um mich dann irgendwie zu beruhigen.
Auf Dauer setze ich auf die obigen Schilderungen zu Akkupunktur und traditioneller chinesischer Medizin (dauert lange bis zum Erfolg). Auch wenn mein Kopf jetzt wieder etwas klarer und beherrschter ist, bleibt die Erfahrung vom Donnerstag für mich eine schreckliche Erfahrung. Mein Vertrauen in die Mediziner ist tief erschüttert. Einem hilfesuchenden Menschen die Hilfe zu verweigern, weil es offensichtlich aufwendig, anstrengend un zeitraubend ist, ist das Hinterletzte. Ich wiederhole mich nun gerne nochmals: armselige ignorante Arschlöcher, die Ihr seid!
Es ist nun 11:30 Uhr. Ich werde gleich wieder eine Baldrian-Pille nehmen und feststellen, ob sich etwas tut. Sollte ich müde werden, werde ich versuchen zu schlafen. Auch auf die Gefahr hin, dass ich die nächste Nacht nicht schlafen kann, weil ich einfach zuviel geschlafen habe. Diese Erfahrungswerte muss ich auch machen und sammeln. Eine komplette Erholung hat sich jetzt natürlich nicht eingestellt. Ich fühle mich für den Moment erholt, aber bis ich wieder so bin wie ich vor zwei Jahren mal war, wird eine lange Zeit dauern. Und ob diese Erholung sich tatsächlich einstellen kann, wird sich schon bald zeigen.
Wenn sich keine Müdigkeit einstellen sollte, dann werde ich einen Fotowalk machen und damit meinen Kopf für einige Zeit von Sorgen und Nöten befreien.
Jopii, 27.03.2022