Der dritte Artikel zu meinen Erlebnissen des RLS-Syndroms Restless Leg Syndrom - nach der Welle ist vor der Welle ist nun ca. 3 Wochen her. Zu diesem Zeitpunkt war ich auf dem Weg in eine neue Akutphase bzw. Welle, wie ich es nenne. Damit meine ich nicht das Wellental, sondern den Wellenkamm. Der Aufstieg dorthin ist ein sich Treiben lassen, da ich keine Möglichkeit habe, dem etwas entgegenzusetzen, was mich aufhalten könnte. Der Abstieg ins Tal, eher ein Gerutschte, ist dagegen schon fast eine Erholung. Auch wenn ich vollkommen fertig bin, wenn ich im Tal angekommen bin und im wahrsten Sinne des Wortes am Boden liege.
Mittlerweile habe ich genug Erfahrungen sammeln können, um vorausahnen zu können, was kommen wird bzw. kommen könnte. Das Muster, nachdem ich immer suche, ist einwandfrei identifiziert. Und trotzdem haut es mich aus den Socken, wenn es denn tatsächlich so kommt. Die Haut wird immer dünner. Das merke ich im privaten Umfeld und auch im beruflichen Umfeld. Wie lange das noch gutgehen kann, ohne mich selber ungewollt in brenzlige Situationen zu bringen, kann ich nicht abschätzen.
Die Zeit vom letzten Artikel bis zum Arzttermin Anfang Februar war eine sehr schlimme Phase. An Radtouren war nicht zu denken. Ich habe einfach nur zu Hause herumgehangen, sobald ich meine Arbeit beendet hatte, die ich kaum bewältigen kann. Dieser elende Schlafmangel schafft mich. Meine Hoffnung lag nun auf dem Arztbesuch, denn ich hatte Ende November 2021 begonnen, meine Nächte akribisch zu dokumentieren. Dieses Schlafprotokoll wollte ich mit zum Arzt nehmen. Daraus war nämlich u.a. zu entnehmen, dass ich nicht nur das RLS-Syndrom mit mir herumschleppe, sondern noch etwas anderes wellenartig auftaucht, was mich nicht gut schlafen lässt.
Ich will bescheiden sein, aber eine Nachtruhe von 2 oder 3 Stunden ist auf Dauer nicht gesund. Als der Arzt mein Schlafprotokoll sah, schaute er etwas komisch, weil er mit so etwas wohl nicht gerechnet hatte, sah sich vielleicht 20 Sekunden die Daten an und meinte: sie schlafen doch!
“… und schauen Sie mal, die Beine waren doch lange ruhig.”
Irgendwie ist in mir eine Welt zusammengebrochen und ich konnte mich einfach wieder nicht wehren oder mich so artikulieren, damit der Arzt begreift, in welchem Zustand ich mich befand (und immer noch befinde). Wenn aus medizinischer Sicht eine Schlafzeit von max. 4 Stunden in der Nacht, ohne Schlafphase tagsüber, über seinen Zeitrarum von 12 Monaten als gesund für einen arbeitenden Menschen gelten kann, dann begebe ich mich natürlich in Bescheidenheit. Dann ist alles gut.
Nein, das kann nicht gesund sein - und so bin ich auch drauf. Seelisch und körperlich entwickle ich mich zu einem Wrack, das bereits Durchrostungen zeigt. Ein Schatten meiner selbst bin ich schon. Ich kann es nicht stoppen und verhindern, da ich bislang, egal wo ich war, kaum oder keine Hilfe bekomme. Was mache ich nur falsch?
Ich bin ratlos und weiß einfach nicht mehr weiter.
Mir hilft keine Entspannungstherapie, keine Einschlafmusik, keine Entspannungsvideos auf YouTube oder sonstwas für ein Mist, der mir von psychologisch ausgebildeten Therapeuten (m/w/d) empfohlen wurde. Da muss was anderes in meinem Körper bzw. Kopf vor sich gehen. Da ich nicht weiß was vor sich geht, macht es mir Angst. Es hemmt mich jeden Tag mehr. Wäre zu Ende, dann wäre ich zufrieden. Dann ist die Ungewissheit weg und ersetzt durch Gewissheit.
Seit dem 05.02.2022 geht es abwärts ins Wellental. Der Kopf ist nicht mehr dumpf, aber auch nicht klar. Die Welle ist überstanden, aber ich fühle mich schlechter denn je. Und dabei möchte ich nur ausreichend schlafen. Die Pseudo-Schlaftabletten aus August haben nicht gewirkt. Andere Schlafmittel bekomme ich nicht, da sie auch abhängig machen. Was ist das größere Übel? Wegen Schlafmangel vor die Hunde gehen oder von Schlaftabletten abhängig zu werden?
Ich bin mir sicher, ohne es zu wissen, dass es für einen begrenzten Zeitraum möglich ist, mir Schlafmittel zu geben, die mir eine körperliche Erholung bringen, weil ich hoffentlich lange und tief schlafe und Energie tanken kann. Tja, ich bekomme nichts, nur Pflaster mit Rotigotin, das mich nach 6 Stunden komplett umgenietet hat. Dabei soll man sie 24 Stunden jeden Tag auf der Haut tragen. Geht nicht. Kopfschmerzen, Fieber, dumpfer Wattekopf. Es war nicht zum Aushalten. Ich nehme das Zeugs nicht mehr. Ich will nur schlafen und dabei helfen mir die Pflaster nicht.
Es hat sich nun zum ersten Mal gejährt, dass ich nach einer 6-monatigen Auszeit aus freien Stücken wieder ins Berufsleben eingestiegen bin. In den vergangenen 12 Monaten habe ich es schon mehrmals bitterlich bereut, mit meinem Preußengehabe der Allgemeinheit nicht auf der Tasche zu liegen. Ich bin eben so ein Idiot.
Wieder mal hatte ich keine Kraft und Energie mich zu wehren, als man am ersten Arbeitstag, noch in der Wiedereingliederung, wie ein Hyänenmeute über mich hergefallen war. Alles war liegengeblieben und der Abschluss musste fertig werden. Davon, von diesem Schock, habe ich mich bis heute nicht erholt. Die gute Phase, es waren 6 Wochen, ab der Behandlung des RLS-Syndroms Ende November 2020, waren in zwei Stunden am 11.01.2021 verpufft. Einfach weg. Es kostet mir die Gesundheit, es kostet mir Teile vom Gehalt, da ich nicht mehr in Vollzeit arbeiten kann, es kostet mich nach und nach mein beschissenes Leben. Ein Tod auf Raten.
Vielleicht sollte ich mich mal in der Nacht auf eine Rheinbrücke stellen. Möglicherweise erbarmt sich dann doch jemand meiner (träumen ist wohl erlaubt oder?).
Jopii, 08.02.2022
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