In meinem achten Artikel über das Restless Leg Syndrom - die Welle wird zur Strecke, hatte ich eine Art von Fazit geschrieben und die bisherigen Erkenntnisse und Annahmen einfach mal frisch von der Leber weg aufgeführt. An den Ausführungen ist auch nichts zu verbessern oder gar zu verändern.
Zu berichten ist jedoch, dass meine Blutdruckbeschwerden nicht organisch bedingt sind. Das bedeutet, dass mein Herz-Kreislauf-System funktioniert und nicht ursächlich für den zu hohen Blutdruck verantwortlich ist. Ursächlich ist aber der extreme Schlafmangel dafür verantwortlich. Und der könnte m.E. behoben werden, wenn unser ach so tolles Gesundheitssystem auch für die, die dieses System am Kacken halten, genauso da wäre, wie für die, die nie oder wenig eingezahlt haben. Achja, ich motze mal wieder.
Nach der Krankschreibung im Blutdruckfall bin ich weiter von meiner Hausärztin krankgeschrieben worden. Sie hat mich wieder direkt für 4 Wochen aus dem Verkehr gezogen und dafür bin ich ihr sehr dankbar. Ich wüsste nicht, wie ich nach den durchwachten Nächten weiterhin meine Arbeit hätte machen sollen.
In diesen 4 Wochen sollte sich eigentlich die Klink melden. Bis zu 6 Wochen soll es dauern können, dass sich die Klinik meldet. Diese 6 Wochen sind am 05.05.2022 um. Und bis zum 06.05.2022 läuft die aktuelle Krankschreibung. Heute ist jedoch der Zeitraum von 4 Wochen um. Und nach dem Merkblatt, welches zur vorstationären Aufnahme ausgehändigt wurde, könnte ich nun morgen in der Klinik anrufen und nach einem Aufnahmetermin fragen. Es sind aber noch Osterferien. Daher werde ich den Anruf erst am Montag machen. Ich möchte so früh wie möglich Bescheid bekommen, damit ich mich dieses Mal etwas besser auf den Krankenhausaufenthalt vorbereiten kann. Und anrufen werde ich auf jeden Fall. Es wäre nicht das erste Mal, dass man mich vergisst. Die Gleichgültigkeit ist immer und überall zu spüren.
So viel erstmal zu diesem Thema. Aber was ist mit meinen Hauptthemen: RLS und Schlafmangel?
Auf dem Wellenkamm bin ich derzeit nicht mehr. So viel kann ich sagen. Aber im Wellental, wie ich es bislang gewohnt war, bin ich auch nicht. Eher irgendwo dazwischen. Die letzte Akutphase hat mir sehr zugesetzt. Nach wie vor schlafe ich zu wenig. Ich schlafe in Etappen von 2 bis 3 Stunden. Die sind nicht erholsam. Lege ich mich bewusst ins Bett, schlafe ich nicht ein. Und wenn ich nicht einschlafe, kommt unweigerlich die Unruhe. Und dann ist es für die halbe Nacht oder mehr vorbei.
Ich versuche mich selber auszutricksen. Spät abends bleibe ich im Wohnzimmer und versuche mich so gut es geht sinnvoll oder auch sinnfrei zu beschäftigen. Längere Zeit kann ich nichts machen, da ich dann wieder unruhig werde. Also hier mal was lesen, da mal auf Instagram schöne Fotos schauen, dann auf YouTube nach neuen Fotografie- und Radtourvideos schauen. Werde ich darüber irgendwann müde, setze ich mich auf das Sofa, stütze den Kopf in die Hände und versuche einzuschlafen. Sobald ich merke, dass ich einschlafen könnte, lege ich mich einfach hin. Heißt, ich lasse mich nach rechts fallen. Wenn Glück habe, dann schlafe ich ein. Wenn nicht, dann wiederholt sich diese Prozedur bis zu 4 Mal.
An vielen Abenden zieht sich das bis 3 oder 4 Uhr in der Früh hin. Und wenn ich dann schlafe, dann werde ich wieder wach, schlafe wieder ein und werde wieder wach. Sobald es um 8 Uhr rum ist, stehe ich dann auf. Meist gerädert und vollkommen neben der Spur, aber liegen bleiben nützt dann auch nichts mehr. Ich brauche bis zu zwei Stunden, bis ich wach bin. Ganz ehrlich: Wie sollte ich in einem solchen Zustand meiner Arbeit nachgehen können?
Nun fragt sich der geneigte Leser (m/w/d) warum ich meine Einschlafprozedur nicht so mache, dass ich im Bett schlafen kann. Das ist einfach. Im Schlafzimmer habe ich nichts, mit dem ich mir die Zeit sinnvoll oder sinnfrei vertreiben könnte. Ich bin um jede Minute, die ich schlafen kann, dankbar. Mir ist es vollkommen egal, wo ich schlafe. Es könnte auch das Nagelbrett eines indischen Fakirs sein. Das ist mir vollkommen egal. Wichtig ist, dass die Unruhe in den Beinen nicht aufkommt bzw. ich diese sofort versuche zu bekämpfen oder auszutricksen.
Und was mache ich den ganzen lieben langen Tag?
Im Grunde genommen mache ich tagsüber das, was ich auch am Abend mache, um in den Schlaf zu kommen. Dazu gesellt sich aber auch ein bisschen Gartenarbeit und die ein oder andere kleine Radtour, damit ich rauskomme und Sonne und frische Luft tanken kann. Auf den Radtouren oder während meiner Spaziergänge versuche ich mein Fotografiehobby etwas auszuüben. Ansonsten habe ich nichts an Produktivität zu bieten. Am Computer etwas machen, irgendwas programmieren oder etwas auszutüfteln, ist leider nicht mehr drin. Selbst das Schreiben dieses Artikels strengt mich an und ich bin froh, wenn sich meine Gedankenkammer leert und ich nicht mehr weiß, was ich noch schreiben könnte.
In den letzten 3 Wochen habe ich mich intensiv mit autogenem Training und Selbsthypnose beschäftigt. Leider bekomme ich zum autogenen Training keine Verbindung mehr. Das will einfach nicht mehr so funktionieren, wie es vor Jahren mal in meiner Erinnerung funktioniert hatte. Die Selbsthypnose ist neu für mich. Hier habe ich etwas mehr Geduld.
Ich habe nicht den Hauch einer Ahnung wie es möglich wäre, in so einer Verfassung in den Berufsalltag zurückzukehren. Darüber mache ich mir immer mehr Gedanken. Es belastet mich schon nicht zu wissen, ob ich jemals wieder werde vernünftig arbeiten können. Im August werden 4 Jahrzehnte ununterbrochener Berufstätigkeit erreicht sein. 40 Jahre! Es sieht nicht wirklich danach aus, dass ich viel mehr schaffen werde.
Auch wenn ich mich nun etwas erholt zu haben scheine, vermag ich nicht mehr das zu tun, was ich noch vor zwei Jahren machen konnte. Körperlich bin ich eher ein Wrack und der Kopf ist wie ausgehöhlt. Einfach leer und hohl. Zum Glück kommen im Moment kaum auf-/erregende Themen auf mich zu. Der berufliche Stress hat mir wohl mehr zugesetzt, als ich es mir selber eingestehen wollte. Das ewige in eine andere Richtung geschubst und gezogen und gezerrt zu werden ist nach so viele Jahren nicht mehr leicht zu verkraften. Immer und ewig bin ich selber nur mit Halb- und Dunkelwissen unterwegs und schöpfe im Grunde genommen nur aus meiner Erfahrung und meinem ehemals guten Gedächtnis. Es kommt aber nichts mehr hinzu. Und wenn doch, dann rieselt es wie Sand durch ein Sieb. Und dann ist es schon wieder weg. Im Privatbereich ist im Moment auch eher Frieden angesagt. Der Haus-/Wohnungskauf liegt im Moment wegen steigender Zinsen brach. Mein Kopf bekommt Ruhe, die er wohl dringend nötig hat. Und danach sehne ich mich auch.
Nein, das Wellental habe ich noch nicht erreicht. Wenn es so wäre, würde ich wieder meiner Arbeit nachgehen können und in meiner Freizeit die Dinge mit Freude und Elan machen. Nichts kann ich mehr. Nur noch hoffen.
Jopii, 21.04.2022
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